Blick auf das Wesentliche

Betriebswirtschaftliche Auswertung: Finanzentwicklung frühzeitig erkennen.

Die BWA (Betriebswirtschaftliche Auswertung) zeigt bekanntlich „buchhalterisch“ die wirtschaftliche Situation des Unternehmens – sowohl ertragswirtschaftlich als auch finanziell sowie statisch und dynamisch. Betrachtet werden soll dazu ein Auszug zu den Finanzen. Dabei geht es um die Frage nach der „Verschiebung“ von Vermögenswerten – insbesondere in Bezug auf die Finanzmittel.

Sie finden für Ihren Pflegedienst die entsprechenden Zahlen in dem Bereich „Mittelverwendungsrechnung“ der BWA. Hier ist eine klare Gliederung vorgegeben: einerseits die Mittelherkunft und anderseits die Mittelverwendung.
Hierzu eine verkürzte Darstellung an einem Beispiel:

Mittelherkunft
1. Verminderung des Forderungsbestandes: 15.000 Euro
2. Aufbau von Verbindlichkeiten: 5.000 Euro
3. Generierter Gewinn: 1.000 Euro

Mittelverwendung
4. Kleinere Investitionen: 2.000 Euro
5. Anstieg des Bankkontenbestandes: 19.000 Euro

Zunächst die Erklärung zum Sachverhalt:

• Die Forderungen konnten durch schnellere Abrechnung der Leistungen und durch forciertes Mahnwesen im Bestand vermindert werden.

• Lieferantenrechnungen wurden erst zum letztmöglichen Termin und nicht sofort bezahlt – vorübergehende Schonung von Liquidität.

• Es wurde ein Gewinn von 1.000 Euro (Gegenüberstellung der Betriebs- einnahmen und Betriebsausgaben) generiert.

Die Analyse der Mittelverwen- dungsrechnung ist Chefsache!

• Kleinere notwendige Investitionen wurden aus der laufenden Liquidität bezahlt.
• Die Sachverhalte zu 1. bis 4. verbesserten den Bankkontobestand um 19.000.

Zur Analyse: Betrachtet die Geschäftsführung lediglich die Entwicklung des Geschäftskontos, könnte sie zu dem Schluss kommen, dass sich das Unter- nehmen in sicherem finanziellen Fahrwasser bewegt. Denn der Bankkontenbestand hat sich nicht unwesentlich verbessert. Eine böse Falle! Permanent wiederholend wird wohl nicht jeden Monat der Forderungsbestand spürbar abgebaut werden können. Eine nachhaltige Verbesserung der Finanzsituation ist nicht gegeben!

Zu beachten ist: Es wird ein Verlust von 5.000 Euro erzielt. Es wird (fälschlicherweise) ein Bild gezeigt, dass trotz Unwirtschaftlichkeit die Finanzsituation (nachhaltig) auf den ersten Blick (bei verbessertem Bankkontenbestand) gut erscheinen lässt. Eine ergänzende Erklärung zur systematischen Betrachtung: Hier werden keine Vermögensbestände stichtagsbezogen betrachtet, sondern die wertmäßigen Veränderungen (hier u.a.: die Forderungen vermindern sich um 15.000 Euro).

So wie die Analyse der Liquiditätskennzahlen ist auch die monatliche kritische Betrachtung der Mittelverwendungsrechnung zur Einschätzung der Finanzentwicklung sehr wichtig und Chefsache. Bedenken Sie, dass eine Analyse umso genauer wird, je exakter die Buchführung erstellt wird.

Praxistipps:

  • Arbeiten Sie „alle Seiten“ der Betriebswirtschaftlichen Auswertung monatlich durch, ins- besondere die finanzwirtschaftlichen Auswertungen.
  • Eine falsche Interpretation der finanziellen Unternehmenssituation kann weitreichende Folgen haben.

Dieser Artikel stammt von Rainer Berg, Dipl. Betriebswirt und Steuerberater. Laden Sie sich den kompletten Artikel als PDF herunter: PDF-Download

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